Medizinische Versorgung in Griechenland: Herausforderungen und Chancen für deutsche Auswanderer
Die Entscheidung, nach Griechenland auszuwandern, wird von vielen Deutschen aufgrund des mediterranen Klimas, der schönen Landschaft und der niedrigeren Lebenshaltungskosten getroffen. Ein zentraler Aspekt, den Auswanderer sorgfältig bedenken sollten, ist jedoch die medizinische Versorgung. Dieser Artikel beleuchtet die medizinische Infrastruktur in Griechenland, was deutsche Auswanderer beachten sollten und welche Vor- und Nachteile das griechische Gesundheitssystem bietet.
Das griechische Gesundheitssystem: Ein Überblick
Das griechische Gesundheitssystem basiert auf einem Mischmodell, das sowohl öffentliche als auch private Anbieter umfasst. Der staatliche Gesundheitsdienst (ESY, „Ethniko Systima Ygeias“) bietet allen Bürgern und gesetzlich Versicherten kostenfreie oder stark subventionierte Gesundheitsleistungen. Diese beinhalten Besuche bei Allgemeinärzten und Fachärzten sowie Krankenhausbehandlungen. Privatversicherte haben hingegen Zugang zu einer größeren Auswahl an privaten Ärzten und Krankenhäusern, die oft einen schnelleren und qualitativ hochwertigeren Service bieten.
Vor- und Nachteile des griechischen Gesundheitssystems
Vorteile:
Kostengünstige Versorgung: Für gesetzlich Versicherte ist der Zugang zur medizinischen Versorgung in Griechenland in der Regel kostengünstig. Die Beiträge zur nationalen Krankenkasse (EFKA) sind moderat und beinhalten zahlreiche Gesundheitsleistungen ohne zusätzliche Kosten.
Vielfalt an Fachärzten: In größeren Städten wie Athen, Thessaloniki oder Heraklion gibt es eine Vielzahl gut ausgebildeter Fachärzte, die sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor tätig sind. Insbesondere in den privaten Krankenhäusern kann die Qualität der Versorgung sehr hoch sein.
Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC): Deutsche Staatsbürger, die nur vorübergehend in Griechenland leben, können mit der EHIC auf den griechischen Gesundheitsdienst zugreifen und so eine Grundversorgung erhalten, ohne direkt eine lokale Versicherung abschließen zu müssen.
Nachteile:
Überlastung des öffentlichen Gesundheitssystems: Griechenland hat in den letzten Jahren aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten und des hohen Andrangs an Patienten mit einer starken Belastung des öffentlichen Gesundheitssystems zu kämpfen. Wartezeiten in staatlichen Krankenhäusern und Polikliniken können lang sein, und die Verfügbarkeit von Fachärzten ist oft eingeschränkt.
Unterschiede in der Qualität zwischen urbanen und ländlichen Gebieten: Während die medizinische Versorgung in Städten gut ist, kann die Situation in ländlichen Gebieten oder auf den Inseln problematisch sein. Hier gibt es oft nur wenige Ärzte, und Krankenhäuser sind in der Regel schlechter ausgestattet. Besonders für chronisch kranke Patienten oder Menschen mit speziellen Bedürfnissen kann dies ein Problem darstellen.
Sprache und Bürokratie: Ein häufiger Stolperstein für deutsche Auswanderer ist die Sprache. Auch wenn viele Ärzte in den Städten Englisch sprechen, sind medizinische Gespräche in der Landessprache oft unumgänglich. Hinzu kommt eine teils komplizierte Bürokratie bei der Anmeldung und Nutzung des öffentlichen Gesundheitssystems.
Spezifische Herausforderungen für deutsche Auswanderer
1. Krankenversicherung und Kostenerstattung
Für Deutsche, die dauerhaft in Griechenland leben, ist es ratsam, sich umfassend über das griechische Versicherungssystem zu informieren. Wer noch in Deutschland versichert ist, sollte die Regelungen zur Kostenerstattung bei Auslandsaufenthalten klären. Eine gesetzliche Krankenversicherung in Griechenland (über EFKA) bietet oft eine Grundversorgung, jedoch kann eine zusätzliche private Versicherung ratsam sein, um den Zugang zu besseren Einrichtungen und einer schnelleren Behandlung sicherzustellen.
2. Medikamentenverfügbarkeit
Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist in Griechenland im Allgemeinen gut, insbesondere in städtischen Gebieten. Allerdings kann es vorkommen, dass spezielle Medikamente, die in Deutschland gängig sind, nicht immer verfügbar oder teurer sind. Auswanderer, die regelmäßig auf bestimmte Medikamente angewiesen sind, sollten sich vorab informieren, ob diese vor Ort erhältlich sind oder eventuell in Absprache mit dem Hausarzt in Deutschland eingeführt werden können.
3. Pflege und Betreuung im Alter
Für ältere deutsche Auswanderer oder Menschen mit Pflegebedarf stellt die Pflege ein wichtiges Thema dar. Das Angebot an Alten- und Pflegeheimen in Griechenland ist nicht so umfassend wie in Deutschland, und die private Pflege ist in der Regel kostspielig. Es gibt nur wenige Einrichtungen mit deutschsprachigem Personal, sodass eine Rückkehr nach Deutschland im Pflegefall oder die Organisation einer häuslichen Pflege in Betracht gezogen werden muss.
Handlungsempfehlungen für deutsche Auswanderer
Versicherungsoptionen prüfen: Vor dem Umzug sollte gründlich geprüft werden, ob eine lokale Krankenversicherung ausreichend ist oder ob eine zusätzliche private Krankenversicherung in Erwägung gezogen werden sollte. Auch die Optionen einer freiwilligen Weiterversicherung in Deutschland können sinnvoll sein.
Ärztliche Netzwerke aufbauen: Es empfiehlt sich, schon frühzeitig Kontakte zu Ärzten vor Ort zu knüpfen, idealerweise mit Deutsch- oder Englischkenntnissen. Die deutsche Gemeinschaft in Griechenland kann hier oft weiterhelfen, ebenso wie Expat-Foren und Netzwerke.
Bürokratische Hürden meistern: Die Anmeldung beim griechischen Gesundheitssystem (EFKA) sowie der Erwerb einer Steuernummer und einer Aufenthaltsgenehmigung sollten so früh wie möglich erledigt werden. Diese Schritte sind notwendig, um Zugang zu den staatlichen Gesundheitsdiensten zu erhalten.
Regelmäßige Gesundheitschecks: Da die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen eingeschränkt sein kann, ist es ratsam, regelmäßige Check-ups in größeren Städten durchzuführen. Dort sind Spezialisten und diagnostische Zentren oft besser ausgestattet.
Fazit
Die medizinische Versorgung in Griechenland bietet für deutsche Auswanderer sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Während das Gesundheitssystem in städtischen Gebieten gut funktioniert und auch deutsche Rentner und Auswanderer eine erschwingliche medizinische Versorgung erhalten können, müssen insbesondere in ländlichen Gebieten Einschränkungen in Kauf genommen werden. Sprachbarrieren und bürokratische Prozesse sollten nicht unterschätzt werden, weshalb eine sorgfältige Planung und die frühzeitige Organisation von Versicherungen und medizinischen Netzwerken entscheidend sind.
Die Entscheidung, in Griechenland zu leben, kann durch die richtige Vorbereitung hinsichtlich der medizinischen Versorgung gut gelingen – sowohl für jüngere Auswanderer als auch für ältere Menschen, die hier ihren Lebensabend verbringen möchten.
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